6.6.3. Rumänien 3
28.08.06
Nicht ganz okay, aber fahrtauglich, ging es heute mit Jürgen, unserem Deutz und Blacky und natürlich
Petra über die serpentinenreiche Nationalstraße 7c weiter.
Die Straße führt von Nord nach Süd direkt durch die Südkarpaten. Wir wollten über Cortea de Arges,
Pitesti, Bukarest nach Varma Veche an die Schwarzmeerküste fahren.
Bei herrlichem Wetter und guter Sicht krabbelte unser Deutz ohne zu Murren die steile, spektakuläre
Straße bis zum Tunnel auf 2500m Höhe empor. Immer wieder machten wir Rast, um die Aussicht zu
genießen.
Die Karpaten haben etwas Ursprüngliches und Wildes an sich. Reißende Bäche und Wasserfälle waren
immer wieder lohnende Fotoobjekte.Dazwischen immer wieder Wiesen, die von Schafherden kurz
gehalten werden.
Am Tunnel angekommen, es war merklich kühler, erlebten wir eine Überraschung. Durchfahrtshöhe
3.60m, Fahrzeughöhe 3.50m, Tunnellänge 800m ohne Beleuchtung (so ein netter Dresdener Rentner)!!!
"Hoffentlich haben die nicht eine neue Fahrbahndecke aufgetragen und vergessen das Schild
auszuwechseln!" schoß es Jürgen durch den Kopf. Vorsichtig tastete sich Jürgen mit dem Fahrzeug heran,
während Petra die Durchfahrtshöhe genau im Auge behielt. Es passte! Die Talfahrt war weniger
interessant und von heftigen Regengüssen begleitet. Eine große Schafherde, beaufsichtigt von drei
Hirten, behinderte aber unser zügige Weiterfahrt.
Das Finden eines Stellplatzes gestaltete sich etwas schwierig, weil wir uns in einem engeren Tal
befanden, links und rechts standen Weinberge, wo eine Übernachtung nicht möglich war. In der Nähe
von Gaesti wurden wir endlich am späten Abend fündig.
Über eine kleine Flußbrücke, rechts runter von der Nationalstrasse, fanden wir an einem kleinen,
idyllischen Flüsschen auf einer großen Wildwiese einen idealen Platz zum Übernachten. Nach dem
Abendessen ging es zum gemütlichen Teil über, Flasche Rotein auf dem Tisch, sichteten wir unsere
Fotos. Mittlerweile war es dunkel, stockdunkel.
Auf der gegenüberliegenden Flußseite bemerkten wir zwei Fahrzeuge, die seltsamer Weise zunächst ihre
Scheinwerfer ausschalteten. Es tat sich nichts, absolute Ruhe und wir vermuteten ein Liebespärchen, die
dort ihr Schäferstündchen abhalten. Wir waren uns ganz sicher, so muß es sein. Auf einmal ging das
Licht von einen Fahrzeug an und im Scheinwerferlicht sahen wir vier Beine, konnten aber sonst nichts
weiter erkennen. ein Fahrzeug bog links auf die Nationalstraße ab und verschwand in der Nacht. Das
zweite Fahrzeug setzte sich ebenfalls in Gang, fuhr rechts auf die Nationalstraße, über die Brücke, um
gleich wieder rechts auf "unserem" Feldweg weiterzufahren. Vor unserem Deutz auf einer Anhöhe
machte es Halt und richtete die Scheinwerfer auf unser Fahrzeug. Vier Gestalten stiegen aus. Mittlerweile
bemerkte Blacky die veränderte Situation, knurrte und bellte so bösartig, wie wir ihn noch nie erlebt
haben. In solchen unklaren Situationen hat es sich Jürgen angeeignet, die Initiative zu ergreifen. Er nahm
unsere Taschenlampe und ging mit Blacky auf die Gestalten zu. Blacky war immer noch außer Rand und
Band. Nun hörte Jürgen deutliche Stimmen. Die Gestalten entpuppten sich als Polizisten, einer davon mit
einer Maschnenpistole bewaffnet, die er sofort auf Blacky hielt. Es war unmißverständlich, Blacky mußte
an die Leine. Petra kam zur Hilfe und anschließend wurde die Maschinenpistole danach auf Jürgen
gehalten. Jetzt ging das Palaver erst richtig los, die Polizisten konnten weder deutsch noch englisch und
Jürgen kein rumänisch. Was wollten die von uns ? Nur der Bach, Wiesen und Maisfelder, kein
militärisches Sicherheitsgebiet, ein Polizist zeigte aber immer wieder in die linke Richtung. Jürgen fing
an zu begreifen. Wir waren an einem für Rumänien "strategisch wichtigen Ort"! Eine Gasleitung
überquerte den Bach und in Zeiten der Anschläge, glaubten sie wohl, wir wollten Rumänien in die Luft
sprengen. Na ja, unser Fahrzeug sieht ja auch nicht so aus wie eine Wohnmobil, Jürgen war völlig in
schwarz gekleidet, daß macht ihn auch nicht unschuldiger und dann noch der schwarze Hund! Jetzt, wo
Jürgen glaubte, die Situation im Griff zu haben, wurde er selbstsicherer und lockte die Polizisten zum
Wohnmobil. In seinem Kauderwelsch erklärte er: "Wohnmobil schlafen... schlafen..., Rumänien schönes
Land, Touristen, meine Frau Petra, unser Hund Blacky", etc., etc. Die Situation entspannte sich
zusehends und man verlangte die Dokumente, die Petra aus dem Rucksack im Wohnmobil holte. Doch
siehe da, als sie die Treppe herunterkam, schaute sie in den Lauf der Maschinenpistole. Es war für Petra
das erste Mal. Mit Hilfe unser Mag-lite sichteteten sie unsere Pässe und stellten nun plötzlich fest, daß
wir Deutsche sind. Das Eis war gebrochen. Es wurde gelacht und gescherzt und zum Abschied gab es ein
Bild von uns und einen Fußball für den "Polizeisportverein". Per Handschlag wurde sich verabschiedet
und wir bekamen die Genehmigung an diesem "strategischem Ort" zu übernachten. Trotzdem hielten sich
die Polizisten noch ca. 15 Minuten in unserer Nähe auf. Vermutlich wurden unsere Daten gecheckt und
für okay befunden. Somit war die Aktion beendet und wir schliefen mit polizeilicher Genehmigung
beruhigt ein.